"Nepal soll dich verändern. Nicht du Nepal"...


... steht in einem der Reiseführer geschrieben, den ich in den letzten zwei Monaten gewälzt habe. Eigentlich auch richtig, wenn man bedenkt, was für eine außergewöhnliche Kultur sich in diesem kleinen wunderschönen, aber armen Bergland entwickelt hat. Jedoch gibt es viele Bereiche des alltäglichen Lebens, welche sich verändern müssen, wenn Nepal nicht weiter in Armut versinken will. Und dort liegt meiner Meinung nach unsere Aufgabe: Den Leuten zu zeigen, dass sie (trotz ihrer Kultur) viele Dinge effizienter und nachhaltiger gestalten könnten.

In meinen zwei Monaten hier an der Dorfschule in Biruwa des Nepal-Schulprojets habe ich einen wunderschönen Einblick in den Altag einer liebenswerten nepalaischen Dorfgemeinschaft erhalten, welcher zwischen Mittelalter und Moderne gespalten ist. Viele haben Smartphones und W-Lan, aber gekocht wird auf offenem Feuer und vieles in mühevoller Handarbeit erldigt. Auch die Art des Unterrichts hier an den Schulen erinnert oft an pädagogische Ideologien von 1950. Viel Frontalunterricht und die Schüler reden wenig, vor allem nicht auf Englisch.

Auf dieses Problem habe ich  versucht einzugehen, indem ich eine Klasse komplett in Englisch übernommen und versucht habe, eine Redekultur im Klassenzimmer zu etablieren. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden die Schüler offener und begannen trotz vieler Fehler auf Englisch zu sprechen.  Und auch die jüngeren Kollegen haben angefangen, ihre Schüler aufzufordern, mehr auf Englisch zu sprechen.

 

Fruchtprojekt

Auch das lief in meiner Anwesenheit weiter, um etwas gegen die einseitige Ernährung der Kinder zu unternehmen, die sich ansonsten von Instantnudeln und trockenem Reis in der Mittagspause ernähren.

 

Auch abseites der Schule war es ein unglaublich schönes Gefühl, von der Dorfgemeinschft akzeptiert zu werden, von allen gegrüßt zu werden und hier und da bei einem der Nachbarn oder Shopbesitzer zum Tee eingeladen zu werden.

Alles in allem haben mir die zwei Monate hier gezeigt, dass man keinen europäischen Luxus braucht, um gut leben zu können und sich die Kinder hier an der Schule sehr darüber freuen, eine kleine Abwechslung zu ihrem sonstigen Unterricht zu bekommen.

Meine Zeit hier ist nun leider vorbei, und ich werde jetzt in Richtung Himalaya aufbrechen, und trotz der Vorfreude auf meine Wanderung bin ich doch sehr traurig, die Schule und die Schüler zu verlassen.

 

Lukas Stein