Einige Angehörige der Hochschulgruppe „Engineers Without Borders“ aus Karlsruhe haben nach dem schweren Erdbeben im April 2015 in Nepal die Idee, die Menschen vor Ort mit ihrem Wissen zu unterstützen. Gemeinsam mit Astrid Vöhringer vom Nepal Schulprojekt entsteht daraus der Plan, erdbebensichere Häuser auch für die arme Bevölkerung zu ermöglichen. Das Know-How dafür existiert vor Ort nicht ausreichend, nur teure Häuser werden erdbebensicher gebaut. Deshalb wollen die Karlsruher eine Bauweise vermitteln, die günstiger aber trotzdem sicher ist. Die Häuser sollen in Dadhikot gebaut werden – einer Gegend, in der Astrid Vöhringer seit 15 Jahren engagiert ist. Bis die neuen Häuser umsetzbar sind, können die Dorfbewohner in den von Astrid Vöhringer gestifteten Temporary Houses wohnen bleiben. So kann langfristig die Sicherheit der Familien in Dadhikot gesteigert werden.
Für die Engineers Without Borders Karlsruhe ist dies der Startschuss für eine lange Vorbereitungsphase: Unter Hochdruck wird noch in Karlsruhe ein Bauhandbuch mit allen wichtigen Details erstellt. Um die teils komplizierten Konzepte besser vermitteln zu können, werden auch interne Schulungen veranstaltet und Plakate vorbereitet. Vor Ort in Kathmandu und Dadhikot analysiert das Team die Bauweise und Schäden, um auf die lokalen Bedürfnisse bestmöglich eingehen zu können.
Endlich ist es soweit: An zwei Tagen vermittelt ein vierköpfiges Team insgesamt ca. 65 Dorfbewohnern anhand zahlreicher praktischer Beispiele die Do’s and Dont’s des erdbebensicheren Bauens. Die Empfehlungen, die die Karlsruher Studenten den Dorfbewohnern geben, basieren auf dem Nepal National Building Code, und sind somit an die Umstände vor Ort angepasst.
Acht Themenbereiche werden nacheinander behandelt: Grundlegende Regeln, Materialien, Öffnungen, Fundamente, Wände, Box Effect, Dach & Decke sowie Vertikalbewehrung.
Bei den Materialen wird besonders auf Beton, seine Mischung und auf Ziegel eingegangen. Als Dach empfehlen die Studenten Wellblechdächer statt der oft gesehenen Betondächer, da diese wesentlich leichter (und damit ungefährlicher) und günstiger sind. Die Bauweise, die vermittelt werden soll, basiert darauf, dass an den wichtigen Stellen wenigstens ein Bewehrungsstab ins Mauerwerk integriert wird. Um ein Haus erdbebensicher zu gestalten hilft das schon sehr viel.
Um die technischen Finessen etwas anschaulicher zu präsentieren nutzen die Karlsruher selbstgebastelte Modelle aus Papier. So wird zum Beispiel die Wichtigkeit der Verstärkungen an Fenstern und der symmetrischen Bauweise verdeutlicht.
Auf den Vortrag folgt gleich eine lebhafte Diskussion, was das große Interesse der Zuhörer wiederspiegelt.
Plakate, Handbücher, Modelle und hoffentlich viel Wissen in den Köpfen bleiben vor Ort. In der Hoffnung, den Menschen in Dadhikot zu etwas mehr Sicherheit in diesem so gefährlichen Erdbebengebiet verholfen zu haben, und sehr dankbar gegenüber Frau Vöhringer für diese Möglichkeit, geht es für die Engineers Without Borders Karlsruhe zurück nach Deutschland.